„Müssen wir ein iPad bestellen?“
Diese Frage wurde uns in den Anmeldegesprächen, bei den Führungen und auf den Infoabenden häufig gestellt. Die kurze Antwort: Nein!
Die Therese-Münsterteicher-Gesamtschule setzt auf den gezielten Einsatz von iPads in einzelnen Unterrichtsstunden. Dafür stehen der Schule mehrere Klassensätze an iPads zur Verfügung. Schon jetzt könnten knapp 20% unserer Schülerschaft zeitgleich an iPads arbeiten. Dieser Prozentsatz wird durch den Ratsbeschluss der Stadt Ahlen noch weiter ansteigen. (Link)
Warum kein iPad für jedes Kind?
Das iPad kann, wenn es zielgerichtet eingesetzt wird, den Unterricht bereichern, die Medienkompetenz verbessern und das Lernen erleichtern. Doch muss es den Kindern deshalb in jeder Stunde und am Nachmittag immer zur Verfügung stehen? Unser Digitalisierungskonzept ist so angelegt, dass die Aufgaben unabhängig vom digitalen Endgerät erledigt werden können. Eine Festlegung auf eine bestimmte Marke oder Art von Medium ist unserer Ansicht nach schwierig, da jede Familie anders ausgestattet ist und andere Prioritäten hat.
Deshalb halten wir es für sinnvoller, die in der Schule vorhanden Medien zielgerecht in den Stunden einzusetzen, in denen sie einen Mehrwert für das Lernen darstellen. Der Einsatz von digitalen Medien hat nämlich nicht nur Vorteile. Einige Nachteile eines elternfinanzierten und dauerhaft verfügbaren iPads möchten wir hier anführen.
Der Kostenfaktor
„Für gewöhnlich erhalten Apples iPhones und iPads rund vier bis fünf Jahre lang Software-Updates.“ (Link vom 21.04.2021)
Ein iPad mit Zubehör kostet meist mehr als 500€ und kann im Netzwerk der Stadt Ahlen nur so lange genutzt werden, wie Sicherheitsupdates für die Geräte zur Verfügung stehen. (Auskunft der Schul-IT Ahlen)
Bei den vergangenen iPad-Modellen war dies im Schnitt 5 Jahre lang. Wenn wir im Jahrgang 5 elternfinanzierte iPads einführen würden, müsste sehr wahrscheinlich vor Erreichen der Klasse 10 ein neues iPad gekauft werden müssen. Auf Eltern würden neben Klassenfahrten, Eigenanteil für Lehrmittel und „normalem“ Schulmaterial wahrscheinlich 1000 € für die iPads „on top“ kommen. Hier passt unserer Meinung nach die Kosten-Nutzen-Rechnung nicht.
Eine Einführung in höheren Jahrgängen (z.B. Oberstufe) macht Sinn, da hier der teure grafikfähige Taschenrechner durch das iPad ersetzt werden kann und die angeschafften Geräte bis zum Ende der Schulzeit noch im Schulnetz genutzt werden könnten.
Handschrift ist Hirnschrift
„Beim Schreiben mit der Hand selektieren wir […] direkt und überlegen uns, was wir aufschreiben und was nicht. Dafür müssen wir uns auf das Wesentliche konzentrieren und das können wir nur, wenn wir den Inhalt nicht nur hören, sondern auch verstehen. Die Handschrift schließt einen Denkprozess ein, der etwa beim Tippen an der Tastatur wegfällt.“ (Henning Beck in „Forschung und Lehre“ 2/20) Link vom 16.12.2021
Renommierte Neurowissenschaftler sind sich sicher, dass die Handschrift auch in unserer digitalen Welt einen sehr hohen Stellenwert haben wird. Das Schreiben mit der Hand rege Hirnareale an, die für die Verarbeitung der Informationen sehr wichtig sind (vgl. Forschung und Lehre 2/20). Dieser Meinung bekräftigt Graphologin Rosemarie Gosemärker im Interview mit dem WDR: „Das mit der Hand Geschriebene wird stärker im Gehirn verankert, sodass die Erinnerungsleistung besser ist. An der Uni machen sich ja mittlerweile mehr als die Hälfte der Studenten ihre Notizen auf dem Laptop. Dabei ist erwiesen, dass das Schreiben mit der Hand dazu führt, dass der Lernstoff besser behalten werden kann.“ Link vom 16.12.2021
„Insgesamt zwölf Gehirnareale werden beim Schreiben aktiviert, das lässt motorische Gedächtnisspuren zurück, also Vernetzungen im Gehirn“ betont Marianela Diaz Meyer vom Schreibmotorik-Institut im „Magazin SCHULE“. Link vom 16.12.2021
In den unteren Jahrgängen möchten wir daher die Grundtechniken Schreiben, Lesen und Rechnen verstärkt einüben um davon in höheren Jahrgängen zu profitieren. Das iPad kann dann gezielt in den Stunden eingesetzt werden, in denen der Einsatz das Lernen verstärkt. Für diesen zielgerichteten Einsatz wird die Anzahl der schuleigenen iPads in den kommenden Jahren absolut ausreichen.
Die Bildschirmzeit
Mit zunehmendem Alter erhöht sich auch die „Bildschirmzeit“ der Kinder und Jugendlichen im Freizeitbereich (vgl. KIM-Studie 2020). Link vom 16.12.2021
Bei übermäßigem Medienkonsum mit durchaus negativen Auswirkungen, wie Konzentrationsschwäche, Entwicklungsstörungen, Mediensucht und Übergewicht werden häufig als Folgen genannt (vgl. BLIKK Studie). Link vom 16.12.2021
Bei elternfinanzierten iPads würden die Kinder die Geräte am Nachmittag mit nach Hause nehmen und hätten einen zusätzlichen attraktiven Zugang für ihren Medienkonsum. Durch zielgerichteten Einsatz der Medien in einzelnen Unterrichtssequenzen können die Kinder und Jugendlichen den verantwortungsvollen Umgang mit den Medien erlernen und dies auf ihre Freizeit übertragen.
Einsatz von digitalen Medien im Unterricht nicht zum Selbstzweck!
Für uns soll der Einsatz von digitalen Medien einen Mehrwert darstellen und nicht eine Verlängerung des herkömmlichen Unterrichtes sein.
Unser Ziel muss eine Integration von digitalen Medien in den Unterricht sein, da wo sie die Eigenverantwortung der Schüler*innen stärkt und die Kompetenzen steigert. Wenn digitale Medien von uns eingesetzt werden, sollen sie immer mit einer Niveausteigerung verbunden sein, z. B. die Kommunikationsmöglichkeiten und das Erzielen von besseren Arbeitsergebnissen durch kollaboratives Arbeiten ermöglichen.
Wir arbeiten in den Fachkonferenzen schon seit einiger Zeit daran, die digitale Bildung in den Fächern und Unterrichtseinheiten nur dort zu verorten, wo die 6 Kompetenzbereiche digitaler Bildung auch SINN machen.
Wir finden digitale Kompetenz SEHR WICHTIG, sie soll die Persönlichkeit unserer Schüler*innen im Sinne einer kritischen Auseinandersetzung mit den neuen Medien stärken genauso wie neues kreatives Denken und Kommunizieren fördern und ein Gewinn für ihr späteres berufliches und privates Leben sein. Aber sie soll nicht zum Selbstzweck werden!
Reden/ gut zu kommunizieren und Bücher lesen sind uns als Kompetenzen für unsere Schüler*innen genauso wichtig für ein erfülltes Leben!