Reist man nach Tansania, stehen sich eine tiefe Armut und eine faszinierende Natur gegenüber. In Bagamoyo leben viele Familien von der Fischerei, da die Stadt direkt am Indischen Ozean liegt. Dennoch haben die Menschen aufgrund einer großen Armut große Probleme bei der Beschaffung der täglichen Mahlzeiten. Auch das Wasser ist oft knapp, denn nicht jede Familie hat einen Anschluss zum Grundwasser. Viele Schülerinnen und Schüler und Eltern der Mwambao School nutzen die Pumpen auf dem Schulgelände, um sich mit Wasser zu versorgen. Das Leben der Familien ist im Vergleich zu unserem sehr einfach; in den Hütten steht meist nur ein einziger Raum zur Verfügung, die Toilette ist in einem mit Grasmatten abgegrenzten Teil hinter der Hütte untergebracht.
Die Armut setzt sich bei den Lernbedingungen in der Schule fort. Es fehlt an Büchern, Heften und Stiften. Früher mussten sich bis zu zehn Kinder ein Buch teilen, mittlerweile konnte mit Spendengeldern der Buchbestand erfreulich aufgestockt werden.
Von besonderer Bedeutung für ein erfolgreiches Lernen ist die Ernährung. Da viele Mwambao-Kinder keine Chance auf ein Frühstück haben, wird im Rahmen des sog. „Porridge-Projekts“ seit 2008 allen Kindern schultäglich eine Tasse Maisbrei angeboten – eine kleine Mahlzeit, die auf dem Gelände der Mwambao School gekocht und in der Pause kostenlos zugeteilt wird.
Für die Kinder in Bagamoyo ist ganz klar, dass mehr Lernen auch mehr Chancen für die Zukunft bedeutet. Daher wird über mehr als vier Wochen lang vor den Abschlussprüfungen ein Lerncamp in der Schule organisiert. Es gibt zusätzliche Lernzeiten vor und nach dem regulären Unterricht – und vor allem gibt es jeden Tag regelmäßige Mahlzeiten. Ein Konzept, das unter dem Motto „Nur wer nicht hungert, kann auch lernen…“ schnell Erfolg zeigte: Seit dem ersten Lerncamp im Jahr 2014 haben alle Schüler die Abschlussprüfungen bestanden und damit die Berechtigung zum Besuch einer Secondary School erhalten. In diesem Jahr erzielte die Mwambao School im Ranking der öffentlichen Primary Schools Bagamoyo bei den Prüfungsergebnissen einen hervorragenden ersten Platz.
Seit 2003, dem Beginn der Schulpartnerschaft, ist die Mwambao School für Helga Rohden ein Teil ihres Lebens. Ihre regelmäßigen Besuche in Tansania sind stets gekennzeichnet durch eine Mischung von Gefühlen: Freude und Betroffenheit, vor allem aber auch Dankbarkeit für all die finanzielle Unterstützung „von außen“, die ihre Arbeit im Mwambao-Netzwerk in dieser Form überhaupt erst ermöglichen. Jeder Besuch vor Ort ist verbunden mit der Motivation, weiterhin Perspektiven für höchst benachteiligte Kinder zu schaffen.
Für die Schülerinnen und Schüler des 7. Jahrgangs waren die höchst bescheidenen Lebensumstände, die Frau Rohden ihnen in vielen Bildern aufzeigte, kaum vorstellbar. Aufmerksam verfolgten sie die Beiträge und waren beeindruckt von dem, was sie erfahren hatten. Eine Schülerin fasste ihre Gedanken mit den Worten zusammen: „Eigentlich geht es uns ja wirklich gut…“